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Neue Erkenntnisse zu einer altbekannten Tierseuche: Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) und Bornasche Krankheit bei Tier und Mensch
Böhmer M, Rubbenstroth D: Prakt Tierärztin 106 (10): 984–996 DOI 10.2376/2944-7399-2535
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Neue Erkenntnisse zu einer altbekannten Tierseuche: Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) und Bornasche Krankheit bei Tier und Mensch
New findings on a well-known epizootic: Borna disease virus 1 (BoDV-1) and Borna disease in animals and humans
Böhmer M, Rubbenstroth D: Prakt Tierärztin 106 (10): 984–996
DOI 10.2376/2944-7399-2535
DOI 10.2376/2944-7399-2535
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Foto: Vanessa Franzen, LMU München; Ralf Dürrwald, RKI Berlin; Klinik für Klauentiere, FU Berlin |
Zusammenfassung
Das Borna Disease Virus 1 (BoDV-1, Virus der Bornaschen Krankheit) ist in Teilen Deutschlands, Österreichs, Liechtensteins und der Schweiz seit vielen Jahrzehnten als Erreger der Bornaschen Krankheit bei Tieren bekannt und unter Tierhaltern gefürchtet, da die Krankheit mit einer hohen Letalität einhergeht. Erst 2018 wurde jedoch nachgewiesen, dass das Virus auch beim Menschen eine schwere, nicht-eitrige und in der Regel tödlich verlaufende Enzephalitis verursachen kann und somit zoonotisches Potenzial besitzt.
Der einzige zurzeit bestätigte Reservoirwirt für BoDV-1 ist die Feldspitzmaus (Crocidura leucodon). Diese kann das Virus z. B. über Speichel, Urin und Kot ausscheiden, ohne selbst Krankheitssymptome zu entwickeln. Insbesondere Pferde, Schafe und Neuweltkameliden (Alpakas, Lamas), aber auch eine Reihe anderer Säugetiere, darunter der Mensch, sind für Infektionen mit BoDV-1 empfänglich. Diese agieren als Fehl- oder Sackgassenwirte und scheiden das Virus nach aktuellem Kenntnisstand nicht aus. Die Übertragungswege von der Feldspitzmaus auf Fehlwirte sind bisher nicht geklärt. Ein Zusammenhang zwischen psychiatrischen Krankheiten beim Menschen und einer BoDV-1-Infektion konnte inzwischen widerlegt werden.
In dieser Übersichtsarbeit geben wir einen Überblick über virologische und diagnostische Aspekte von BoDV-1, die klinische Symptomatik bei Tier und Mensch, Epidemiologie, Übertragung und mögliche Präventionsmaßnahmen.
Der einzige zurzeit bestätigte Reservoirwirt für BoDV-1 ist die Feldspitzmaus (Crocidura leucodon). Diese kann das Virus z. B. über Speichel, Urin und Kot ausscheiden, ohne selbst Krankheitssymptome zu entwickeln. Insbesondere Pferde, Schafe und Neuweltkameliden (Alpakas, Lamas), aber auch eine Reihe anderer Säugetiere, darunter der Mensch, sind für Infektionen mit BoDV-1 empfänglich. Diese agieren als Fehl- oder Sackgassenwirte und scheiden das Virus nach aktuellem Kenntnisstand nicht aus. Die Übertragungswege von der Feldspitzmaus auf Fehlwirte sind bisher nicht geklärt. Ein Zusammenhang zwischen psychiatrischen Krankheiten beim Menschen und einer BoDV-1-Infektion konnte inzwischen widerlegt werden.
In dieser Übersichtsarbeit geben wir einen Überblick über virologische und diagnostische Aspekte von BoDV-1, die klinische Symptomatik bei Tier und Mensch, Epidemiologie, Übertragung und mögliche Präventionsmaßnahmen.
Schlüsselwörter
Borna Disease Virus 1, Bornasche Krankheit, Zoonose, Feldspitzmaus, Crocidura leucodon
Summary
For many decades, Borna disease virus 1 (BoDV-1) has been known in parts of Germany, Austria, Liechtenstein and Switzerland as the causative agent of Borna disease in animals. It is feared by livestock farmers as the disease is associated with a high case-fatality rate. However, it was not until 2018 that it was proven that the virus can also cause severe, non-purulent and usually fatal encephalitis in humans and therefore has zoonotic potential.
The only currently confirmed reservoir host for BoDV-1 is the bicolored white-toothed shrew (Crocidura leucodon). It can excrete the virus via saliva, urine and faeces, without developing clinical disease itself. Horses, sheep and New World camelids (alpacas, llamas) in particular, as well as a number of other mammals, including humans, are susceptible to BoDV-1 infection. They act as so-called dead-end hosts and, according to current knowledge, do not shed the virus. The transmission routes from shrews to dead-end hosts have not yet been clarified. A link between psychiatric diseases in humans and BoDV-1 infection has now been disproved.
In this review, we provide an overview of the virological and diagnostic aspects of BoDV-1, the clinical symptoms in animals and humans, epidemiology, transmission and possible preventive measures.
The only currently confirmed reservoir host for BoDV-1 is the bicolored white-toothed shrew (Crocidura leucodon). It can excrete the virus via saliva, urine and faeces, without developing clinical disease itself. Horses, sheep and New World camelids (alpacas, llamas) in particular, as well as a number of other mammals, including humans, are susceptible to BoDV-1 infection. They act as so-called dead-end hosts and, according to current knowledge, do not shed the virus. The transmission routes from shrews to dead-end hosts have not yet been clarified. A link between psychiatric diseases in humans and BoDV-1 infection has now been disproved.
In this review, we provide an overview of the virological and diagnostic aspects of BoDV-1, the clinical symptoms in animals and humans, epidemiology, transmission and possible preventive measures.
Keywords
Borna disease virus 1, Borna disease, zoonosis, bicolored white-toothed shrew, Crocidura leucodon
In diesem Kurs enthalten:
- Artikel zur Fortbildung
- Wissenstest zur ATF-Zertifizierung
Anerkennung
| 1 ATF-Stunde |
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Foto: Privat |
Autorin
Merle Böhmer
Sachgebietsleiterin der Infektionsepidemiologie, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
Preisinformationen
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Nicht möglich ist die Teilnahme von einer zweiten Person, die außerhalb der Praxis tätig ist.
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- Die Teilnahme ist innerhalb eines Jahres ab Publikationsdatum, in diesem Fall bis zum 1. Oktober 2026, möglich.
- Der Fachbeitrag steht Ihnen dann als PDF-Datei zur Verfügung.
- Die Beantwortung der Fragen erfolgt direkt online über unser Fragebogenmodul.
- Wenn Sie mindestens 3 von 5 Fragen richtig beantworten, wird Ihnen diese Fortbildung mit 1 ATF-Stunde anerkannt.