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ABCB1-Mutation – den Einfluss der MDR1-Genmutation auf den Gebrauch von Sedativa und Anästhetika beim Hund verstehen
Mattei L, Kantyka M, Iff I; Kleintierprax 70 (8): 426–436, DOI 10.2377/0023-2076-70-426
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ABCB1-Mutation – den Einfluss der MDR1-Genmutation auf den Gebrauch von Sedativa und Anästhetika beim Hund verstehen
ABCB1 Mutation – Understanding the influence of MDR1 genetic mutation on the use sedatives and anaesthetics in the dog
Mattei L, Kantyka M, Iff I; Kleintierprax 70 (8): 426–436
DOI 10.2377/0023-2076-70-426
DOI 10.2377/0023-2076-70-426
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Foto: Parilov - stock.adobe.com |
Zusammenfassung
Medizinische Entscheidungen basieren im Idealfall auf zwei miteinander verknüpften Komponenten: auf den aktuellen evidenzbasierten Standards einerseits und andererseits auf Erfahrungswissen. Im besten Fall werden beide Aspekte harmonisch kombiniert und integriert. Dieser Ansatz birgt jedoch zugleich das Risiko, dass Fehlannahmen in den klinischen Alltag Einzug halten. Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür ist die ABCB1-Mutation, früher als MDR1-Mutation bekannt. In den 1980er-Jahren wurden bei bestimmten Hunderassen nach der Verabreichung von Ivermectin unerwünschte Nebenwirkungen vorwiegend im Bereich des zentralen Nervensystems (ZNS) beobachtet – ein Phänomen, das später auch bei Knockout-Mäusen mit deaktiviertem ABCB1-Gen reproduziert werden konnte.
Das ABCB1-Gen kodiert für das P-Glykoprotein, ein essenzielles Membrantransportprotein. Dieses Protein reguliert unter anderem den Transport von Substanzen über die Blut-Hirn-Schranke. Eine Fehlfunktion dieses Proteins kann im Zusammenhang mit der Gabe bestimmter Pharmaka zu klinisch relevanten Nebenwirkungen führen. Entscheidend für die Klinik ist eine differenzierte Bewertung, welche Arzneimittel als kritisch einzustufen sind, welche Dosierungen potenziell problematisch sein könnten und welche Nebenwirkungen daraus resultieren können.
Anästhetika penetrieren die Blut-Hirn-Schranke und Nebenwirkungen sind potenziell lebensbedrohlich. Dieser Beitrag analysiert Arzneimittel, die in der Veterinäranästhesie eingesetzt werden, hinsichtlich ihrer Sicherheit bei Tieren mit ABCB1-Mutationen. Insbesondere wird die wissenschaftliche Evidenz beleuchtet, um potenzielle Risiken abzuschätzen, und die Möglichkeiten einer sicheren Anwendung der jeweiligen Substanzen bei betroffenen Tieren werden evaluiert.
Das ABCB1-Gen kodiert für das P-Glykoprotein, ein essenzielles Membrantransportprotein. Dieses Protein reguliert unter anderem den Transport von Substanzen über die Blut-Hirn-Schranke. Eine Fehlfunktion dieses Proteins kann im Zusammenhang mit der Gabe bestimmter Pharmaka zu klinisch relevanten Nebenwirkungen führen. Entscheidend für die Klinik ist eine differenzierte Bewertung, welche Arzneimittel als kritisch einzustufen sind, welche Dosierungen potenziell problematisch sein könnten und welche Nebenwirkungen daraus resultieren können.
Anästhetika penetrieren die Blut-Hirn-Schranke und Nebenwirkungen sind potenziell lebensbedrohlich. Dieser Beitrag analysiert Arzneimittel, die in der Veterinäranästhesie eingesetzt werden, hinsichtlich ihrer Sicherheit bei Tieren mit ABCB1-Mutationen. Insbesondere wird die wissenschaftliche Evidenz beleuchtet, um potenzielle Risiken abzuschätzen, und die Möglichkeiten einer sicheren Anwendung der jeweiligen Substanzen bei betroffenen Tieren werden evaluiert.
Schlüsselwörter
Hunde, Anästhesie, MDR1, ABCB1, P-Glykoprotein
Summary
Ideally, medical decisions should be based on two interconnected components: on the one hand, on current evidence-based standards and, on the other, experiential knowledge. In the best case both aspects are harmoniously combined and integrated. However, this approach also carries the risk that misconceptions find their way into everyday clinical practice. A impressive example of this is the ABCB1- mutation, formerly known as the MDR1-mutation. In the 1980s, adverse effects were observed in certain dog breeds after administration of ivermectin, primarily in the central nervous system (CNS) – a phenomenon that was later reproduced in knockout mice with a deactivated ABCB1-gene.
The ABCB1-gene codes for P-glycoprotein, an essential membrane transport protein. Among other functions, this protein regulates the transport of substances across the blood brain barrier. A dysfunctional protein may lead to clinically relevant side effects if certain medications are used. A differentiated clinical assessment is crucial to determine which drugs are critical, which dosages may pose risks, and which adverse effects could result.
Anaesthetics penetrate the blood-brain barrier and the side effects can be potentially life-threatening. This article analyses the safety of drugs used in veterinary anaesthesia in animals with ABCB1 mutations. In particular, the scientific evidence is reviewed to assess potential risks, and the possibilities for safe use of the respective substances in affected animals are evaluated.
The ABCB1-gene codes for P-glycoprotein, an essential membrane transport protein. Among other functions, this protein regulates the transport of substances across the blood brain barrier. A dysfunctional protein may lead to clinically relevant side effects if certain medications are used. A differentiated clinical assessment is crucial to determine which drugs are critical, which dosages may pose risks, and which adverse effects could result.
Anaesthetics penetrate the blood-brain barrier and the side effects can be potentially life-threatening. This article analyses the safety of drugs used in veterinary anaesthesia in animals with ABCB1 mutations. In particular, the scientific evidence is reviewed to assess potential risks, and the possibilities for safe use of the respective substances in affected animals are evaluated.
Keywords
dog, anaesthesia, MDR1, ABCB1, P-Glycoprotein
In diesem Kurs enthalten:
- Artikel zur Fortbildung
- Wissenstest zur ATF-Zertifizierung
Anerkennung
| 1 ATF-Stunde |
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Foto: Olivier Rüegsegger |
Korrespondierende Autorin
Dr. Larissa Irina Mattei
Angestellte Tierärztin der klinischen Anästhesiologie an der Vetsuisse Fakultät, Universität Bern
Preisinformationen
Die ATF-anerkannte interaktive Fortbildung können Sie bequem online erwerben.
Abonnenten der Kleintierpraxis bestellen kostenfrei (maximal ein Teilnehmer pro Abonnement)!
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Sonderregelung für Praxen:
Innerhalb einer Praxis können maximal zwei Teilnehmer pro Abonnement die Fortbildungen kostenfrei nutzen (1 Inhaber und 1 Assistent oder 2 Inhaber nehmen teil). Hierzu muss sich jeder Teilnehmer einzeln registrieren, einloggen sowie die Bestellung durchführen.
Nicht möglich ist die Teilnahme von einer zweiten Person, die außerhalb der Praxis tätig ist.
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- Die Fortbildung können Sie einmalig wiederholen.
- Die Teilnahme ist innerhalb eines Jahres ab Publikationsdatum, in diesem Fall bis zum 12. September 2026, möglich.
- Der Fachbeitrag steht Ihnen dann als PDF-Datei zur Verfügung.
- Die Beantwortung der Fragen erfolgt direkt online über unser Fragebogenmodul.
- Wenn Sie mindestens 3 von 5 Fragen richtig beantworten, wird Ihnen diese Fortbildung mit 1 ATF-Stunde anerkannt.
- Der kostenlose Zugriff endet mit Ablauf des Abos und ATF-Stunden können nur bis zu diesem Zeitpunkt bezogen werden.