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Xylit-Intoxikation beim Kleintier – eine Übersicht mit Fallserie
Henkel S, Müller A, Kuhnert L, Heilmann R: Prakt Tierarzt 105 (12): 1202–1215 DOI 10.2376/0032-681X-2438
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Xylit-Intoxikation beim Kleintier – eine Übersicht mit Fallserie
Xylitol toxicity in small animals – a review with a clinical case series
Henkel S, Müller A, Kuhnert L, Heilmann R: Prakt Tierarzt 105 (12): 1202–1215
DOI 10.2376/0032-681X-2438
DOI 10.2376/0032-681X-2438
Zusammenfassung
Die Aufnahme von Xylit – einem häufig in zuckerfreien Kaugummis, Zahnpflegeprodukten und Backwaren enthaltenen Zuckerersatzstoff – besitzt bei Hunden eine toxische Wirkung mit dosisabhängigen Folgen und kann zu einer hochgradigen Hypoglykämie infolge Insulinfreisetzung, akutem Leberversagen infolge struktureller Schädigung der Leber mit intrazellulärer Energieträgerverarmung sowie einer erworbenen Koagulopathie (Verbrauchskoagulopathie) führen. Bei Katzen ist die Datenlage zur Xylit-Toxizität sehr begrenzt, scheinbar sind Katzen aber weniger anfällig als Hunde. Gerade weil Xylit in vielen Produkten für den Menschen enthalten ist und als unbedenklich gilt, ist Tierbesitzern das toxische Potenzial von Xylit nicht bewusst. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Xylit-Toxizität bei Hunden (und Katzen) und fasst klinische Daten einer Fallserie zur Xylit-Toxizität bei 32 betroffenen Hunden zusammen.
Relevanz für die Praxis: Labordiagnostisch stehen bei einer Xylit-Toxizität die blutchemische Beurteilung und Verlaufskontrolle der Glukose, Leberenzymaktivitäten und weiterer indirekter Leberfunktionsparameter (z. B. Albumin, Bilirubin) sowie des Gerinnungsprofils (plasmatische Gerinnungszeiten, Fibrinogen, Antithrombin und Fibrinogenspaltprodukte bzw. D-Dimere) im Vordergrund. Bei klinisch stabilen Tieren sind Dekontaminationsmaßnahmen (induzierte Emese mit Apomorphin bzw. Ropinirol) angezeigt, ein spezifisches Antidot gibt es für Xylit nicht. Daher steht die symptomatische Therapie (intravenöse Infusionstherapie, ggf. substituiert mit Dextrose-Lösung, Antiemese, Gastroprotektion, Hepatoprotektiva, Antioxidanzien, diätetische Therapie) im Vordergrund. Eine Koagulopathie erfordert Blutprodukte und Vitamin-K1-Substitution, eine hepatische Enzephalopathie die Gabe von Laktulose und anderen Medikamenten wie L-Ornithin-l-Aspartat oder in schweren Fällen Mannitol. Die Prognose reicht von günstig bis schlecht und hängt von der aufgenommenen Xylit-Menge und dem Patientenmanagement, vor allem einer frühzeitigen Erkennung von Komplikationen oder eines progressiven Verlaufs ab.
Relevanz für die Praxis: Labordiagnostisch stehen bei einer Xylit-Toxizität die blutchemische Beurteilung und Verlaufskontrolle der Glukose, Leberenzymaktivitäten und weiterer indirekter Leberfunktionsparameter (z. B. Albumin, Bilirubin) sowie des Gerinnungsprofils (plasmatische Gerinnungszeiten, Fibrinogen, Antithrombin und Fibrinogenspaltprodukte bzw. D-Dimere) im Vordergrund. Bei klinisch stabilen Tieren sind Dekontaminationsmaßnahmen (induzierte Emese mit Apomorphin bzw. Ropinirol) angezeigt, ein spezifisches Antidot gibt es für Xylit nicht. Daher steht die symptomatische Therapie (intravenöse Infusionstherapie, ggf. substituiert mit Dextrose-Lösung, Antiemese, Gastroprotektion, Hepatoprotektiva, Antioxidanzien, diätetische Therapie) im Vordergrund. Eine Koagulopathie erfordert Blutprodukte und Vitamin-K1-Substitution, eine hepatische Enzephalopathie die Gabe von Laktulose und anderen Medikamenten wie L-Ornithin-l-Aspartat oder in schweren Fällen Mannitol. Die Prognose reicht von günstig bis schlecht und hängt von der aufgenommenen Xylit-Menge und dem Patientenmanagement, vor allem einer frühzeitigen Erkennung von Komplikationen oder eines progressiven Verlaufs ab.
Schlüsselwörter
Hund, Hypoglykämie, Leberversagen, Xylitol, Zuckerersatzstoff
Summary
The ingestion of xylitol – a sugar substitute commonly found in sugar-free chewing gum, dental care products, and baked goods – has dose-dependent toxic effects in dogs. Xylitol toxicity in dogs can lead to marked hypoglycemia due to massive insulin release, acute liver failure from structural and functional hepatocyte damage, and acquired coagulopathy. Data on xylitol toxicity in cats is limited, but cats appear less susceptible than dogs. As xylitol is generally considered safe for human consumption and presents an ingredient in many products for humans, pet owners are often unaware of its toxic potential in dogs. This article provides an overview of xylitol toxicity in dogs (and cats) and summarizes clinical data from a case series including 32 dogs with xylitol toxicity.
Clinical relevance: Laboratory diagnostics in cases of xylitol toxicity should focus on evaluating and monitoring serum glucose, liver enzyme activities, and other indirect liver function parameters (e. g., albumin, bilirubin), as well as the coagulation panel (coagulation times, fibrinogen, antithrombin, and fibrinogen degradation products and/or D-dimers). In clinically stable animals, decontamination (induction of emesis with apomorphine or ropinirole) should be initiated. There is no specific antidote for xylitol. Hence, symptomatic therapy comprised of intravenous fluids (with supplemental dextrose if needed), antiemetics, gastroprotective medication, hepatoprotectants, antioxidants, and dietary support is the mainstay of treatment. Dogs developing coagulopathy should receive blood products and vitamin K1 supplementation. Evidence of hepatic encephalopathy requires the administration of lactulose and other drugs, such as l-ornithine-aspartate or, in severe cases, mannitol. The prognosis for cases of xylitol toxicity ranges from favorable to poor. Individual outcomes critically depend on the amount of xylitol ingested and adequate patient management, including the early detection of possible complications or progressive disease course.
Clinical relevance: Laboratory diagnostics in cases of xylitol toxicity should focus on evaluating and monitoring serum glucose, liver enzyme activities, and other indirect liver function parameters (e. g., albumin, bilirubin), as well as the coagulation panel (coagulation times, fibrinogen, antithrombin, and fibrinogen degradation products and/or D-dimers). In clinically stable animals, decontamination (induction of emesis with apomorphine or ropinirole) should be initiated. There is no specific antidote for xylitol. Hence, symptomatic therapy comprised of intravenous fluids (with supplemental dextrose if needed), antiemetics, gastroprotective medication, hepatoprotectants, antioxidants, and dietary support is the mainstay of treatment. Dogs developing coagulopathy should receive blood products and vitamin K1 supplementation. Evidence of hepatic encephalopathy requires the administration of lactulose and other drugs, such as l-ornithine-aspartate or, in severe cases, mannitol. The prognosis for cases of xylitol toxicity ranges from favorable to poor. Individual outcomes critically depend on the amount of xylitol ingested and adequate patient management, including the early detection of possible complications or progressive disease course.
Keywords
dog, hypoglycemia, liver failure, sugar substitute, xylitol
In diesem Kurs enthalten:
- Artikel zur Fortbildung
- Wissenstest zur ATF-Zertifizierung
Anerkennung
1 ATF-Stunde |
Autorin
Prof. Dr. Romy M. Heilmann
Klinik für Kleintiere, Veterinärmedizinische Fakultät Leipzig
Preisinformationen
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Innerhalb einer Praxis können maximal zwei Teilnehmer pro Abonnement die Fortbildungen kostenfrei nutzen (1 Inhaber und 1 Assistent oder 2 Inhaber nehmen teil). Hierzu muss sich jeder Teilnehmer einzeln registrieren, einloggen sowie die Bestellung durchführen.
Nicht möglich ist die Teilnahme von einer zweiten Person, die außerhalb der Praxis tätig ist.
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- Die Fortbildung können Sie einmalig wiederholen.
- Die Teilnahme ist innerhalb eines Jahres ab Publikationsdatum, in diesem Fall bis zum 2. Dezember 2025, möglich.
- Der Fachbeitrag steht Ihnen dann als PDF-Datei zur Verfügung.
- Die Beantwortung der Fragen erfolgt direkt online über unser Fragebogenmodul.
- Wenn Sie mindestens 3 von 5 Fragen richtig beantworten, wird Ihnen diese Fortbildung mit 1 ATF-Stunde anerkannt.